Diese Geschenketipps erfreuen nicht nur Kunstinteressierte und eignen sich für verschieden große Geldbeutel von 30 bis 850 Euro.
Eingelegte Geister von Tobi Keck
Tobi Keck
„Spirits“, 2023
Geschnitzter Rettich, Ethanol, Glas
9 x 9 x 11,5 cm, Ed. 10
120€ bei The Giftshop
Die in Alkohol eingelegten Schnitzereien aus Rettich kommen ganz ohne Technologie aus und sind doch das perfekte Sinnbild dafür. Die Spannung zwischen Erforschen und Bewahren, die Begeisterung angesichts von Entdeckungen und Angst vor ihren Folgen, das Ganze umweht von einem Hautgout von Übernatürlichkeit… In diesem Einmachglas steckt alles vom Urknall bis zum Ende der Menschheit, und so oder so ist Tobi Keck in seiner Auslotung des Verhältnisses von Mensch und Natur auf dem Weg in neue Welten ein spannender Künstler.
Signierte Authentizität von Charlie Stein
Charlie Stein
„Virtually Yours (Authentic Self)“, 2023
Druck auf Hahnemühle Papier,
40 x 40 cm, plus
Signatur als NFT auf Objkt, Ed. 10
250€ netto über SLEEK Magazine
Während die Künstlerin ihre Leinwände normalerweise signiert (bei Malerei eine Selbstverständlichkeit), hat sie ihr jüngstes Werk bewusst unsigniert gelassen. Vollständig wird es trotzdem erst mit der Signatur – nur befindet die sich eben nicht auf dem Werk, sondern auf der Blockchain, als NFT erhältlich bei Objkt. Das gleiche Prinzip gilt für die zum Originalwerk herausgegebene Printedition. Ein schlauer Kommentar zur Frage von Authentifizierung und Authentizität von Kunst.
Augmentierte Lektüre von Vetro Editions
Hiromasa Fukaji und Junichiro Horikawa
„Nature/Code/Drawing“, 2022
32 Seiten jeweils mit AR-Layer
30€ bei Vetro Editions Berlin
Dazu passend gibt’s obige Edition
(Print, 59,4 x 84,1 cm, Ed. 10)
bei Galerie Data für 250€
Ein Verlag, der nicht nur einen Fokus auf Kunst und Technologie legt, sondern seine Publikationen zum Teil auch noch um eine AR-Ebene erweitert, hat natürlich ideale Bücher zum Schenken im Programm. Man kann sich in den Strukturen von Hiromasa Fukaji und Junichiro Horikawa in „Nature/Code/Drawing“ verlieren, der Geschichte der maschinell generierten Zeichnung in „Tracing the Line“ nachgehen oder im Künstlerbuch „Pathways“ anhand der Arbeit von Julien Gachadoat über generative Kunst lernen.
Hypnotische Codes von Caroline Kryzecki
Caroline Kryzecki
„BB / DIE 98/64-1-E“, 2023
Handsiebdruck 9-farbig,
Saunders-Waterford-Bütten,
98 x 64 cm, Ed. 45 + 3 AP
850€ bei Handsiebdruckerei Editionen
Bekannt wurde sie mit per Lineal gezogenen und zu komplexen Strukturen verdichteten Kugelschreiberlinien, mittlerweile arbeitet Caroline Kryzecki in unterschiedlichsten Medien und bildet ihre Strukturen auf Basis von Systemen, Codes und Formeln, deren Ordnung auf die Schliche zu kommen zwar unmöglich ist, weil sie von der Künstlerin selbst generiert sind, aber versuchen tut man es unweigerlich trotzdem, denn die Mischung aus rhythmischen Wiederholungen und Abweichungen hat etwas Hypnotisches, was in der soeben erschienenen jüngste Edition durch die Verbindung von zwei Werkserien und damit -system noch mal verstärkt wird.
Post-digitale Werte von Dennis Loesch
Dennis Loesch
„Change“, 2016
Laserdruck auf Aluminium
40 × 6 × 6 cm
Signiert, nummeriert, Ed. 20
250 Euro über Haubrok Foundation
Das Remixen von digitalkulturellen und -ästhetischen Quellen beherrscht kaum jemand so gut wie Dennis Loesch, der unter Freunden der tragbaren Kunst aktuell vor allem für seine Marken-Mash-up-Sweater („Versucci“, „Pradagonia“, „Eckhaus lotto“) bekannt ist. Wie auch in diesem Projekt wird in Loeschs Arbeit häufig der Wert von Marken, Bildern, Daten spielerisch hinterfragt, ausgelöscht oder bestätigt, und dazu passt auch diese Skulptur, die angesichts des bevorstehenden Endes von Fiat-Währungen als künftiges Denkmal der Euro-Münze nur an Wert gewinnen kann.
Digital Handgemachtes von Jonathan Chomko
Jonathan Chomko
“Proof of Proof of Work”, 2023
12/25 – JC/23/012
Archival Pigment Print, 80 x 80 cm
480€ bei Office Impart
Sieht digitalgeneriert aus, ist aber handgemacht: diese monochrome Fläche ist das Ergebnis einer äußert kontrollierten händischen Bedienung eines Trackpads. Das zwar ein digitales Werkzeug ist, aber mit jedem Klick genau dasselbe Farbpixel zu treffen ist tatsächlich nur etwas für geübte Hände. Ein Kommentar über das Verständnis von Arbeit in der Welt von digitaler Bildgenerierung (wo Zeit- und Energie- oft über Kreativeinsatz geht) und eine schöne Verbindung von physischer und digitaler Kunst.
Stoffliche Pixel von Erik Winkler
Erik Winkler
Hoodie “Metal (White)” aus der
Serie „simply EEE TEE“
Produziert auf Anfrage, XS-XXXL
160€ im Onlineshop des Künstlers
Wer dem Instagram-Account von Erik Winkler nicht folgt, ist doof. Denn dort kommuniziert der Künstler regelmäßig neue Objekte in oft unikatären Kleinserien, die man sofort haben will, wie etwa jüngst eine Serie von Sofakissen aus digitalästhetisch anheimelndem Qualitätstextil. Die Kissen sind leider alle weg, genau wie die genauso guten und ebenfalls als Unikate ausgegebenen Schals, aber von den merkwürdig virtuell anmutenden bemalten Unikat-Hoodies (bei denen die individuellen eingenähten Labels noch einen draufsetzen) sind noch ein paar da!
Zeitlose Uhren von Denise J. Reytan
Schutz vor schlechten Zeiten, Stress und Zeitdruck, das versprechen die Uhren von Schmuckkünstlerin Denise J. Reytan – die strenggenommen natürlich gar keine Uhren sind, aber weil sie keine Uhrzeit anzeigen, sind sie von umso größerem, da zeitlosem Wert. Die durchaus tragbaren Objekte gibt es in unterschiedlichen Uhrenstilen, wobei die der Digitaluhrikone von Casio nachempfundene Uhr die tollste ist, zumal es sie in unterschiedlichen Farben (nicht nur Silber oder Gold) und zwei Größen gibt. Da nur limitiert verfügbar, im Onlineshop schauen, was gerade in welcher Farbe da ist.
Mega Mantis von Sucuc und Bratwurst
Das bekannte Designerkollektiv bedient mit seiner Kreativagentur nicht nur kommerzielle Kunden wie Nike oder Porsche, sondern ist auch im Kunst- und Kulturbereich und mit eigenen Projekten aktiv. Die von Digitalkultur und neuesten Tools zur Bildgenerierung geprägte Ästhetik gemischt mit mal hintersinnigem, mal beklopptem Humor prägt auch die im Onlineshop angebotenen Objekte und Merchandise, z.B. den Matisse zitierenden, blauen 3D-„Mantisse“ (ist der Mantis nicht eh schon ein irre tolles Tier?!) in verschiedenen Posen als Print verewigt. Weiterer Tipp: falls jemand nach Kerzen sucht…
Alternder NFT-Kommentar von Goin
Goin
„NFT is for Losers”, 2023
NFT, offene Edition
0.05 ETH z.B. bei Manifold
(dort auch in Euro-Wert per Kreditkarte)
Der NFT-Hass altert ähnlich wie viele Bewegungen: zuerst total wichtig, dann ranzig, aber irgendwie nicht totzukriegen. Dieses NFT soll laut seinem Erzeuger, dem französischen Street Artist Goin, zur kritischen Hinterfragung des NFT-Hypes aufrufen – was sich insofern erledigt hat, als der Hype tot ist, aber: Das NFT lebt, und die ambivalente Bewertung seiner Anfänge wird immer Teil seiner Rezeptionsgeschichte sein, weshalb dieses durchaus hübsche NFT dann doch seine Daseinsberechtigung hat, und hey, bei dem Preis kann man eh nichts falschmachen.
Supercomputer-Schal von Tamiko Thiel
Tamiko Thiel
„Connection Machine CM-2 Scarf“, 2017
Seide, doppelseitig bedruckt
100 US$ bei Bobblehaus online
oder direkt bei DAM Projects Berlin
Als erster kommerzieller KI-Supercomputer genießt die Connection Machine Kultstatus. Die 1987 entwickelte Version CM-2 war nicht nur der schnellste Computer der Welt, sondern womöglich auch der hübscheste aller Zeiten. Mit dafür verantwortlich: Tamiko Thiel, die als Maschinenbauingenieurin ein Jobangebot von Steve Jobs ausschlug, um nach München zu gehen und Kunst zu studieren. Eine gute Entscheidung – heute gilt sie als eine der interessantesten Positionen im Bereich Kunst und Technologie. Dem CM-2, der wegen seiner skulpturalen Qualitäten gefeiert und 2017 vom MoMA als Designikone erworben wurde, hat sie ein tragbares Denkmal gesetzt, von dem noch einige Exemplare existieren: ein Seidenschal mit den charakteristischen roten Leuchtdioden als Muster.
Nachverkauf Auktionshaus am Grunewald
Georg Karl Pfahler
Ohne Titel, undatiert
Farbserigrafie auf Karton, 40 x 40 cm
Ed. 43/50, signiert u. nummeriert
Dieses Auktionshaus bietet den idealen Einstieg ins Kunstsammeln. Online bieten und kaufen geht super einfach, und die Preise sind erschwinglich, dank eines Fokus auf Grafiken und Auflagenobjekte sowie unbekanntere oder dem Blick des Kunstmarkts entrückte Positionen – darunter Arbeiten, die mehr wert sind als aktuell taxiert und sich nochmal als dankbare Anlage erweisen könnten. Aktuell im Nachverkauf der Auktion vom 9. Dezember 2023 u.a. empfehlenswert Georg Karl Pfahler, Vertreter der Hard-Edge-Malerei, die zwar analog war, aber möglichst wenig „handgemacht“ erscheinen sollte. Seine grafischen Kompositionen sind als Serigrafien zwar nicht gerade selten, werden aber halt auch sehr geschätzt, auch im Kunst-und-Tech-Umfeld.