So richtig geht es nicht voran mit der Kunst im Metaverse. Zumindest aber ein Projekt liefert vielversprechende Ansätze: die virtuelle Kunstmesse MESHfair.
Was ist eigentlich aus dem Metaverse geworden? Von der KI-Hype-Welle weggespült? Wegen erfolgloser Kommerzialisierungsversuche ad acta gelegt? Oder wegen nicht herstellbarer Benutzerfreundlichkeit? Alles Aspekte, die dem Metaverse zu schaffen machen, aber nur in Bezug auf seine öffentliche Wahrnehmung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die heute an der Entwicklung von virtuellen Welten beteiligten Kräfte die Früchte ihrer Arbeit ernten werden, und die könnten gerade für die Kunst besonders süß und saftig ausfallen.
Dass die sogenannten „Online Viewing Rooms“ als Covid-bedingter Ersatz für physische Kunstmessen und ersten Gehversuche von physischen Galerien in Decentraland oder Roblox schon wieder vergessen sind, könnte daran liegen, dass sie den Möglichkeiten von Kunstpräsentation im virtuellen Raum nicht mal ansatzweise nah kamen, zu sehr dachten sie in den physischen Strukturen von White Cube, gesichtslosen Messehallen und normierten Standstrukturen, zu sehr waren sie auf die isolierte Präsentation einzelner Werke fokussiert. Dabei ist das Tolle an virtuellen Räumen, dass man dort alle möglichen Environments und Atmosphären erzeugen kann. Wie das dann mit Kunst zusammenspielt, zeigt die virtuelle Kunstmesse MESHfair in Decentraland (26.-29. März 2024).
Statt Messeständen schweben hier sogenannte Cubes in einer eigens gestalteten, sound-untermalten Landschaft, jeder Cube bestückt mit einer raumspezifischen Einzelpräsentation, die man bei Betreten ganz ungestört von äußeren Einflüssen als Gesamtkunstwerk erfahren kann. Insgesamt 32 künstlerische Positionen wurden ausgewählt von einem 15-köpfigen Kuratorenteam, eine internationale A-Liste von Persönlichkeiten, die das Thema Kunstproduktion und -vermittlung in virtuellen Räumen maßgeblich vorantreiben. Themenneulinge bekommen bei Durchsicht der Liste im Handumdrehen eine top Übersicht, und wer sich in Ermangelung einer VR-Brille mit dem ungenügenden Raumerlebnis der Desktopansicht begnügen muss, kann sich zum Trost durch eine Künstlerliste klicken, die in die vielfältigen Strömungen und Möglichkeiten des virtuellen Geschehens einführt.
Strenggenommen handelt es sich beim vom Künstlerkollektiv Vueltta in Kooperation mit Decentraland veranstalteten MESHfair zwar nicht um eine Kunstmesse, sondern eher einen Showroom, der zum Ziel hat, künstlerische Positionen mit Galerien und anderen Verkaufs- und Vermittlungsinstanzen von Kunst im virtuellen Raum zusammenzubringen, aber das Modell ließe sich problemlos zu einer konventionellen Kunstmesse ausbauen. Warum globale Großanbieter wie Art Basel oder Frieze im physischen Raum zwar dutzende Messeorte bespielen, ansonsten aber nur eher schäbige virtuelle Viewing Rooms anbieten, erschließt sich jedenfalls angesichts der unendlichen Möglichkeit zur Besetzung neuer Räume nicht, hat doch die Vergangenheit gezeigt, dass jede Messeausgabe an einem neuen Ort von Hongkong bis Miami ihr Sammlerpublikum gezogen hat. Und vielleicht wartet dieses Sammlerpublikum nur auf einen Grund für eine Reise ins Metaverse…
MESHfair, Decentraland, 26. bis 29. März 2024
Tägliche Online-Talks mit ausgewählten Stimmen aus Kuratorenteam und Künstlerliste, Registrierung über LinkedIn
Zeitgleich findet die – allerdings eher mager bestückte – Decentraland Art Week statt, hier das Programm